„Wir brauchen keine Gigaliner auf unseren Straßen!“

26. September 2014

Ertug kritisiert deutlich den generellen Einsatz von Lang-LKW

Verkehrsminister Alexander Dobrindt hat sich gestern auf der IAA dafür ausgesprochen, Lang-LKW für den Regelbetrieb zuzulassen. Die Mauteinnahmen kämen seiner Ansicht nach ohne Abstriche der Branche zugute.

Der Verkehrsexperte und Europaabgeordnete Ismail Ertug erteilt Dobrindts Vorschlag eine klare Absage: „Ebenso wie Dobrindts Maut-Pläne, ist sein Vorschlag zur Zulassung von Lang-LKW auf deutschen Straßen wirtschaftspolitischer Nonsens“ und erhebt deutlich Kritik am generellen Einsatz von Lang-LKW: "Wir wissen längst, dass unsere Infrastruktur nicht für Fahrzeuge diesen Ausmaßes vorgesehen ist. Megatrucks sind zu schwer und zu lang für unsere Straßen und Brücken. Milliarden müssten für die Anpassung investiert werden. Ganz zu schweigen vom erhöhten Unfallrisiko für alle Verkehrsteilnehmer."

Zudem befürchtet der Sozialdemokrat mehr Lärmbelästigung, die Überlastung von Ausweichrouten und negative Auswirkungen auf die Umwelt beim Einsatz von Megatrucks: "Die Ziele des Weißbuchs Verkehr sind klar: 20 Prozent weniger verkehrsbedingte CO2-Emissionen bis 2030. Dafür müssen mehr Güter auf die Schiene und nicht zurück auf die Straße", fordert Ismail Ertug.

Ähnlich wie bei der umstrittenen PKW-Maut besteht die Gefahr, dass sich die Zulassung von Lang-LKW auf deutschen Autobahnen als Hintertür eignet, um letztlich die Freigabe aller Straßen für die überlangen LKW durchzusetzen – wieder ohne wirkliche politische Debatte. Dobrindt setzt hiermit das Vorgehen seines Vorgängers Ramsauer fort, mit dem Ziel, dass der Feldversuch nur der Einstieg in die allgemeine Zulassung sein soll.

Aus einer Studie der Europäischen Kommission geht hervor, dass auf Europas Straßen jeder fünfte LKW ohne Güter an Bord unterwegs ist. Im reinen Inlandsverkehr der Mitgliedstaaten ist es sogar ein Viertel. Leerfahrten sind nicht nur hochgradig umweltschädlich, sondern eine Verschwendung von Geldern.

„Auf EU-Ebene haben wir Gigaliner schon abgehakt: Die Hälfte der Fracht, die derzeit auf der Schiene transportiert wird, würde auf die Straße verlagert, die Folge wären Staus, erhöhter Ausstoß von Treibhausgasen, Abbau von Arbeitsplätzen in der Lager- und Logistikindustrie und in kürzester Zeit ruinierter Asphalt“, so Ertug. Das Europaparlament hat eine EU-weite Zulassung der sogenannten Gigaliner im April dieses Jahres deshalb abgelehnt.

„Stattdessen brauchen wir einen Ausbau der Schienenwege, der eine Verlagerung des Güterverkehrs von der Straße auf die Schienen ermöglicht.“, so Ertug abschließend.

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