"Wenn wir nicht regulieren, schicken wir unsere Landwirte in den Ruin!"

05. September 2013

Sozialdemokraten im Europäischen Parlament diskutieren Problem extremer Preisschwankungen auf den Agrarmärkten

Viele landwirtschaftliche Produkte sind extremen Preisschwankungen ausgesetzt, mit verheerenden Konsequenzen für die Planungssicherheit und das Einkommen der Landwirte. Die Sozialdemokraten im Europäischen Parlament haben Produzenten und Wissenschaftler geladen, um gemeinsam mögliche politische Antworten auf diese drängenden Probleme zu diskutieren.

"Die stärkere Marktorientierung der Gemeinsamen Agrarpolitik ist nicht mit einer angemessenen Regulierung der Finanzmärkte einhergegangen. Dadurch haben Spekulationsgeschäfte einen immer größeren Einfluss auf das Einkommen unserer Landwirte", kritisiert Ismail Ertug, SPD-Europaabgeordneter und Agrarexperte. "Mit der konservativen und blind marktgläubigen Mehrheit in den EU-Institutionen, konnten wir auch bei der GAP-Reform keine adäquaten Instrumente beschließen, die die Produzentenpreise stabilisieren", so Ertug weiter.

Besonders in den letzten fünf Jahren schwankten Preise für landwirtschaftliche Produkte extrem stark. Berüchtigtstes Beispiel in Deutschland war der Verfall des Milchpreises auf unter 25 Cent pro Liter - Milchbauern konnten damit nicht einmal mehr ihre eignen Produktionskosten decken. Aber auch der enorme Anstieg des Getreidepreises 2007/2008 hat gezeigt, dass es sich um ein weltweites Phänomen handelt, welches in Entwicklungsländern sogar zu großen Hungersnöten führen kann.

Laut Romuald Schaber, dem Vorsitzenden des Bundes Deutscher Milchviehhalter trauen sich Abnehmer in einem Markt, in dem sich die Preise rapide verändern, nicht mehr den Produzenten bei guter Marktlage hohe Preise zu zahlen - die Angst vor dem Verlust der Wettbewerbsfähigkeit sei zu groß. "Somit sind viele Produzenten in einer doppelten Zwickmühle: bei schlechter Marktlage können sie ihre Kosten nicht decken und bei guter Marktlage gibt es nur einen leichten Preisanstieg", so Ertug.

"Die Diskussion hat uns deutlich gezeigt, dass durch die Preisschwankungen nicht nur die Landwirte verlieren, sondern auch die Gesellschaft. Wenn wir nicht schnell politische Antworten finden, wird die nachhaltige, kleinteilige Landwirtschaft in Europa bald wenigen Riesenbetrieben weichen müssen", warnt Ismail Ertug abschließend.

Teilen