Krise mit Ansage nach Milchquoten-Aus. SPD-Europaabgeordnete pocht auf gemeinsame Marktregeln für faire Preise

31. August 2015

Seit dem Ende der Milchquote ist der Milchpreis in Europa auf Talfahrt. Landesweit demonstrieren Landwirte für eine faire Entlohnung. Am Dienstag enden die Sternfahrten der Milchbauern mit einer Abschlusskundgebung in München.

"Die aktuelle Krise macht deutlich, dass es ein Fehler war, das Quoten-Aus mit keinen zusätzlichen gemeinsamen Marktregeln und ohne flankierende Maßnahmen zu begleiten. Viele Betriebe in der gesamten Europäischen Union sind nun in ihrer Existenz bedroht", verdeutlicht die SPD-Europaabgeordnete Maria NOICHL.

"Ein völlig freier Milchmarkt ist eine Illusion", sagt Maria NOICHL. Schließlich seien viele Milchbetriebe von der lokalen Molkerei und ihrer Vormachtstellung abhängig. Zudem würde der Preisdruck der Lebensmittelkonzerne durch das Agieren mancher Molkereien noch potenziert. Am Ende dieser Kette stehe hilflos der Erzeuger. Molkereien, die einen fairen Preis für den Liter Milch zahlen würden, wie die Molkerei Berchtesgadener Land, seien leider nur die Ausnahme.

"Leider endet die viel gepriesene Marktfreiheit vieler Landwirte vor ihrem eigenen Hoftor – nämlich dort, wo die örtliche Molkerei die produzierte Milch abholt und über Literpreise nicht mit sich verhandeln lässt. Wer meint, dass Erzeuger, Molkerei und Lebensmitteleinzelhandel auf Augenhöhe an einem Tisch sitzen, verkennt, dass die Stuhlbeine der Milcherzeuger meist kürzer sind. Das sollte langsam auch EU-Agrarkommissar Phil Hogan verstanden haben", unterstreicht die SPD-Agrarexpertin.

"Die unfaire Marktsituation setzt sich", so Maria NOICHL, "im Supermarkt fort. Die Dumpingangebote des Lebensmitteleinzelhandels locken zwar Käufer in die Läden, sichern aber nicht das Überleben der Höfe." Eine Lösung für einige Erzeuger könnte es laut der Sozialdemokratin sein, auf Milch aus der Nischenproduktion zu setzen, wie etwa Heumilch. Diesem Ausweg stehe aber immer noch die mittelalterliche Kennzeichnungsverordnung von Milch entgegen: Nicht der Erzeugerort ist auf der Milchpackung zu lesen, sondern der Abfüllort. "Das Weiße Gold wird zu einer austauschbaren Massenware", erklärt Maria NOICHL verärgert.

"Agrarkommissar und Agrarministerrat sind in der Pflicht, den Milchbauern in dieser Krise mit zusätzlichen finanziellen Mitteln zu helfen. Zur langfristigen Lösung müssen zusätzliche gemeinsame Marktregeln eingeführt werden", so Maria NOICHL: "Dann ist die Milchproduktion auch für unsere Landwirte wieder sinnvoll."

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