Karten offen auf den Tisch legen

19. März 2015

Anlässlich des diesjährigen Equal Pay Days in Deutschland am kommenden Freitag fordern die SPD-Europaabgeordneten endlich wirksame gesetzliche Regeln zur Gleichbehandlung von Frauen und Männern auf dem Arbeitsmarkt.

Jutta Steinruck, sozial- und beschäftigungspolitische Sprecherin der SPD-Europaabgeordneten: “Jedes Jahr Ende März holt uns die gleiche traurige Wirklichkeit ein: Frauen verdienen erheblich weniger als Männer, ohne dass sich daran substanziell was ändert. Dieses Jahr liegt das Lohngefälle bei 22 Prozent. Oder anders ausgedrückt: Frauen mussten hierzulande 80 Tage länger arbeiten, um das Lohnniveau zu erreichen, das Männer bereits Ende vergangenen Jahres in der Tasche hatten. Die schönsten Sonntagsreden klingen da wie Hohn in den Ohren der Frauen.“

Dass ausgerechnet Deutschland mit 22 Prozent Lohnunterschied zwischen Mann und Frau im europäischen Vergleich schlecht abschneidet, bezeichnet Jutta Steinruck als Skandal: „Wenn sich Deutschland immer gerne als Vorbild ausgibt, wie die Wirtschaftskrise zu bewältigen sei, weshalb sind bei uns dann Frauen Arbeitnehmerinnen zweiter Klasse.“

Um die Gerechtigkeitslücke zu schließen, setzt ihre SPD-Kollegin im Frauenausschuss des EU-Parlaments, Maria Noichl, ganz auf das diesjährige Motto des Equal Pay Days 'Spiel mit offen Karten: Was verdienen Frauen und Männer?' „Die Franzosen sind uns bei der Bewältigung der Lohnungerechtigkeit weit voraus“, so Maria Noichl. „Betriebe mit über 50 Beschäftigten müssen in Frankreich mit den gezahlten Gehältern transparent umgehen und einen Plan zur geschlechtergerechten Bezahlung vorlegen. Das hilft, denn wenn die Karten offen auf dem Tisch liegen, kommen Vorgesetzte in Erklärungsnot, warum bei gleicher Arbeit ein Mann mehr verdient!“

Darüber hinaus fordert Maria Noichl eine Reform des deutschen Steuersystems „Es kann nicht angehen, dass ein Ehepaar dann am meisten Steuern spart, wenn der Gehaltsunterschied zwischen Mann und Frau besonders groß ist. Dient das Lohngefälle also lediglich als Steuersparmodell oder ist es die permanente Fortführung einer akzeptierten Ungleichheit der Geschlechter?“

Jutta Steinruck fordert abschließend ein Recht auf Rückkehr für Frauen in die Vollzeitbeschäftigung: "In der Regel bleiben Kinderbetreuung und Pflege von Familienangehörigen bei den Frauen hängen, gleichzeitig haben sie aber keine Perspektive, wieder in ihren Job einzusteigen. Das muss sich ändern, ansonsten kauft sich unsere Gesellschaft zu billig frei von der gemeinsamen Verantwortung.“

Hintergrund:

Der Equal Pay Day markiert symbolisch den geschlechtsspezifischen Entgeltunterschied, der laut Statistischem Bundesamt in Deutschland aktuell 22 Prozent beträgt. Im europäischen Vergleich gehört Deutschland somit zu den Schlusslichtern: Während das Lohngefälle in Italien, Luxemburg, Slowenien und Polen unter zehn Prozent liegt, beträgt es in Deutschland, Griechenland, Österreich, der Slowakei, der Tschechischen Republik und dem Vereinten Königreich bis zu über 20 Prozent. Am ungerechtesten geht es in Estland zu. Dort verdienen Frauen 25 Prozent weniger als ihre männlichen Kollegen.

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