Fehlerhafte Studie zu Motorrad-ABS ist nicht hilfreich!

28. Februar 2012

"Es kommt einer Verleumdung gleich, wie die Studie die möglichen Kosten für die neuen Sicherheitsvorkehrungen in Motorrädern übertreibt", so die SPD-Europaabgeordnete Kerstin Westphal, nach der Vorstellung einer Folgenabschätzung des neuen Verordnungsvorschlags zur Genehmigung und Marktüberwachung von zwei-, drei-, und vierrädrigen Fahrzeugen der sogenannten L-Klasse im federführenden Ausschusses für Binnenmarkt und Verbraucherschutz am Dienstag in Brüssel.
Im Auftrag des Ausschusses hatte ein Londoner Beratungsunternehmen die Forderung des Europäischen Parlaments, ab spätestens 2017 den Einbau von Anti-Blockier-Systemen in Motorrädern verpflichtend einzuführen, hinsichtlich der finanziellen Folgen für die europäische Motorradindustrie bewertet.

"Die Studie ist fehlerhaft und handwerklich schlecht gemacht. Als Datengrundlage dienten lediglich uns bereits bekannte und unrealistische Kostenvermutungen der Fahrzeughersteller, nicht aber unabhängige Daten", kritisierte Kerstin Westphal, die für die sozialdemokratische Fraktion den Verordnungsvorschlag federführend betreut. "Dadurch setzten die Verfasser der Studie die Kosten viel zu hoch an und kamen auf abnorme Preise für den ABS-Einbau – etwa fünfmal so hoch, wie im aktuellen Einkauf."
Außerdem geht die Studie davon aus, dass durch den verpflichtenden Einbau von ABS der Preis für die Sicherheits-Systeme weiter ansteigen wird. Kerstin Westphal erklärte dazu: "Das wäre ein einmaliger Vorgang, der in der europäischen Industriegeschichte noch nicht stattgefunden hat. Das ist bar jeder Realität." "Die vorgestellte Folgenabschätzung vermittelt zudem den falschen Eindruck, dass der Nutzen von Anti-Blockiersystemen bei kleineren Motorradklassen sehr gering sei", bemängelte Kerstin Westphal. "Das ist insofern irreführend, da erst jüngste Zahlen wieder eine Zunahme von tödlichen Motorradunfällen belegen und die ABS-Aufrüstung einen wirklichen Sicherheitsgewinn darstellen würde." Der europäische Verband der Automobilclubs FiA geht davon aus, dass bei einer Umsetzung der Parlamentsposition etwa 500 Menschleben pro Jahr gerettet und Kosten von etwa 500 Millionen Euro pro Jahr in Europa damit eingespart werden könnten.

Kerstin Westphal: "Angesichts dieser Zahlen ist die fehlerhafte Kosten-Nutzen-Analyse besonders ärgerlich. Der von uns angestrebte Sicherheitsfortschritt ist extrem gefährdet, gerade mit Blick auf die anstehenden Verhandlungen mit dem Ministerrat."

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