10 Jahre sind genug - deutsche Krankenschwestern sind aus der Schusslinie

23. Januar 2013

Binnenmarktausschuss des Europäischen Parlaments stimmte heute für die Beibehaltung des deutschen dualen Systems

"Die gute deutsche Ausbildung von Krankenschwestern hat eine Zukunft", äußert sich Kerstin Westphal die fränkische, sozialdemokratische Europaabgeordnete und Mitglied des zu-ständigen Binnenmarktausschusses nach der Abstimmung zur Berufsqualifikationsrichtlinie.

Ziel des Gesetzesvorschlags der Kommission ist, das Verfahren zur Anerkennung von Beru-fen zwischen den Mitgliedstaaten der EU zu vereinfachen, um so die Mobilität von Arbeit-nehmerInnen zu erhöhen. Deshalb wird neben einem europäischen Berufsausweis und ver-einfachten Anerkennungsverfahren auch ein Mindestqualifikationsniveau für zahlreiche Be-rufsgruppen eingeführt. Einige der geregelten Berufe weisen bereits jetzt eine hohe Mobilität auf. So gehen jedes Jahr etwa 4.000 der in Deutschland ausgebildeten Krankenschwestern zum Geldverdienen nach Großbritannien oder in die skandinavischen Länder. "Kritisch an dem Gesetzesvorschlag war, dass Krankenschwestern zukünftig den Nachweis hätten er-bringen müssen 12 statt wie bisher 10 Jahre allgemeine Schulausbildung zuzüglich zu ihrer fachlichen Ausbildung absolviert zu haben.", erläutert Kerstin Westphal.
"Das hätte für Deutschland bedeutet, dass jemand noch zusätzliche 2 Jahre Schule braucht, um Kranken-schwester zu werden! Und es hätte bedeutet, dass die in Deutschland wie bisher ausgebilde-ten Pflegekräfte zukünftig nicht mehr ins EU-Ausland zum Geldverdienen gehen können", führt Kerstin Westphal weiter aus. "Diese Gefahr ist nun vorerst vom Tisch - der Binnenmarktausschuss hat sich heute gegen das Herumdoktern an der dualen Ausbildung und eine Erhöhung auf 12 Jahre ausgespro-chen", stellt Kerstin Westphal klar. Sie befürchtete eine Verschärfung des Fachkräftemangels und unterstreicht, dass "es jetzt schon viele Krankenhäuser gibt, die nur noch einen Bruchteil ihrer Betten fahren können, weil sie zu wenige Pflegekräfte haben. Und nicht zu wenige Pa-tienten". Hinzu kommt, nach den Worten von Kerstin Westphal, "dass eine länger Ausbil-dungsphase nicht zu einer besseren Entlohnung führt - diese Erfahrung haben wir in Deutschland bei der Akademisierung von zahlreichen Ausbildungsberufen bereits machen müssen".

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