Ismail Ertug: Ryanair - Fluggastrechte stärken, Arbeitnehmer schützen

Ismail Ertug, MdEP

05. Oktober 2017

Am Dienstagabend diskutierte das Europäische Parlament mit der EU-Kommission die massenhaften Flugstreichungen bei Ryanair. Nicht zum ersten Mal wurden dabei auch die unfairen Geschäftspraktiken von Ryanair angeprangert. Auslöser war die Streichung von 20 000 Verbindungen bis März 2018, teilweise 50 Flüge pro Tag. Mehr als 700 000 Passagiere sind von den Ausfällen betroffen.

Fluggäste wurden zum Teil erst wenige Stunden vor dem Abflug über die Stornierung ihres Flugs in Kenntnis gesetzt. Begründet hatte Ryanair die zuletzt erfolgten Streichungen mit Fehlern bei der Urlaubsplanung und dem Bemühen, pünktlicher zu werden.

Ich frage mich: Wer trägt die Mehrkosten, wenn Flüge gestrichen wurden? Werden die Kunden ausreichend aufgeklärt? Werden die Passagierrechte gewahrt, die in der EU-Fluggastrechte-Verordnung garantiert sind? Die Berichte von Ryanair-Kunden lassen leider anderes vermuten. Auf die Möglichkeit der Umbuchung auf andere Fluglinien bei spät annullierten Flügen wurde teilweise gar nicht hingewiesen. Eine solche Umbuchung wird aber von der Fluggastrechte-Verordnung garantiert, sofern die Airline nicht selbst angemessenen Ersatz bereitstellen kann. Wichtig ist, dass geltende Passagierrechte durchgesetzt werden!

Dies bedeutet nicht, dass die bestehende EU-Fluggastrechte-Verordnung nicht weiter verbessert werden kann. Zwar gab es dazu bereits einen Kommissionsvorschlag, über den im Europäischen Parlament 2014 abgestimmt wurde, aber seither gab es im Rat jedoch keine Einigung. Darum fordert die S&D-Fraktion Rat und Kommission auf, die Stärkung der Passagierrechte jetzt voranzutreiben.

Die Ryanair-Flugausfälle sind aber nicht nur nachteilig für die Passagiere der Airline, sondern führen auch zu Verdienstausfällen für Ryanair-Piloten und Crews, die nur bezahlt werden, wenn das Flugzeug tatsächlich abhebt. Dies zeigt, dass die kürzlich erfolgten Flugstreichungen nur die Spitze des Eisbergs sind.

Denn die Flüge wurden auch aufgrund der teilweise inakzeptablen Beschäftigungsverhältnisse bei Ryanair gestrichen. Der Wettbewerb um die niedrigsten Preise wird auf dem Rücken der Beschäftigten ausgetragen. Wir Sozialdemokraten im Europäischen Parlament kritisieren dieses Geschäftsmodell von Ryanair und anderen Billigairlines und fordern die Kommission auf, eine solche eklatante Missachtung geltender Passagierrechte zu unterbinden und gegen die zweifelhaften Methoden und Geschäftsmodelle mancher Billigflieger vorzugehen, um Sicherheit und gute Arbeitsbedingungen im europäischen Luftverkehr zu gewährleisten.

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